Der (total verregnete und unglaublich kalte) 1. Tag der Wintersession ist vorbei. Unsere Gruppe hat einen taffen Ablaufplan erhalten – der sieht es vor in dieser Woche verschiedenste Projekte, Projekträume im weitesten Sinne in Leipzig und Halle zu besuchen. Eigentlich eher schon zu untersuchen; Fragen zu stellen, Eindrücke zu erhalten. Was sind Projekträume? Was macht sie aus? In welcher Form existieren sie? Wie strukturieren sie sich? Welche Vor- und Nachteile hat, das, was ist möglich, wo sind Grenzen?
Die erste Station auf unserer Liste- die erste Station auf unserer langen Liste- die Kunststiftung in Halle. In einem Gespräch vor Ort erfahren wir vieles über Struktur, Entwicklung, Förderungsmöglichkeiten, Ansprüche und Wünsche. Ein sehr interessanter Einstieg in die Thematik und auf jeden Fall einen zweiten, genaueren Blick wert. Mein erster Besuch in der Galerie, die eine gute Mischung aus alt und offen/neu darstellt und der man sich einiges an Ausstellungsformaten sehr gut ausmalen kann.
Punkt Zwei: Die goldene Rose- mitten in der Stadt gelegen und doch nicht so offensichtlich: das älteste Gasthaus Leipzigs. Mozart, Weizsäcker,….sie alle waren schon hier. Aktuell, durch die Wächterhäuser verwaltet- befinden sich hier ganz unterschiedlich geführte Atelierräume und bietet der Ort verschiedensten Veranstaltungen, u.a. auch Theaterproben Platz.
Direkt um die Ecke der goldenen Rose- in einem ähnlichen Kontext den Künstlern zugänglich gemacht worden: der goldene Pflug. Verschiedene AteliernutzerInnen arbeiten hier Hand in Hand. Workshops und diverse Veranstaltungen sollen das Haus zukünftig etablieren.
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Zwischennotiz: Mein ursprünglicher Plan jeden Abend den Tag Revue passieren zu lassen ist schon am zweiten Tag hinfällig geworden- die Tage sind zu lang, mein Kopf zu voll und meine Gedanken zu unsortiert und müde…
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Wir begeben uns in den RAUMINHALT. Der ehemalige Dönerimbiss lässt sich nur noch anhand der überschaubaren Raumgröße zu erahnen. Gemeinsam haben Klaus-Michael Kaspar und Mathias Kaßner ihn zu einer PLATTFORM FÜR KUNST UND HANDWERK umgebaut. Für 130€ kann man sich die Ecke an der Geiststr. 43 für eine Woche lang mieten, wenn die Anfrage ins Konzept passt. In der Zwischenzeit stellen die Beiden Produkte in den großen Schaufenstern aus, an denen sie neben ihrer eigentlichen Tätigkeit als Schreiner und Restaurator experimentieren und/oder zeigen Arbeiten befreundeter Unternehmen (aktuelle Beton und Malerei). Auch Diplom und Semesterarbeiten hiesiger Studenten sind hier schon präsentiert worden.
Hier funktioniert die Ausstellungs- und Verkaufsfläche als Liebhaberstück, betrieben neben und durch die eigentliche Tätigkeit- u.a. auch als Kontakt- und Anknüpfpunkt.
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14h Hochschulgalerie, Volkspark Halle
Wir sprechen mit der Kuratorin: Wie frei ist man in Zusammenarbeit mit einer Hochschule? Wie unterscheidet sich die Arbeit von Hochschule zu Hochschule. Wie funktioniert die Arbeit einer Kuratorin, welche Aufgaben umfasst das konkret? Wie wählt sie eingereichte Arbeiten aus? Wie schafft sie das zeitlich alles? Kann man auch von außerhalb Arbeiten einreichen? Wie ist das mit den Ausschreibungen? Wo soll es mit der Hochschulgalerie in Zukunft hingehen? Wieviel kann man überhaupt zeigen? Wieviel Platz bleibt für eigene Wünsche? Alles Fragen, die wir stellen und direkt vor Ort diskutieren konnten.
Die Räumlichkeiten der Hochschulgalerie sind von der Stadt angemietet, die Kuratorenstelle über die Burg Giebichenstein ausgeschrieben und besetzt worden.
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15:30h Hr. Fleischer, Halle
Der ehemalige Kiosk am Reileck wäre wahrscheinlich schon längst abgerissen, hätte ihn vor 5/6 Jahren nicht eine handvoll Studenten zum Objekt ihrer Begierde erklärt und seitdem auf vielfältige Weise bespielt. Durch seine gute Lage ist er ein fester Bestandteil des Straßenbildes geworden und erfreut mit seinen regelmäßig wechselnden Ausstellungen. Der Kisok ist so klein (hier trifft es das Wort winzig tatsächlich eher), dass er in der Regel nicht begangen werden kann und stilistisch so präsent, dass die Aussteller sich auf diese Gegebenheiten einlassen müssen. Ich fand es sehr interessant, dass
hier auch nach so langer Zeit noch sehr viel Wert darauf gelegt wird sich Platz im Kalender zu erhalten, um auch spontane Ausstelleranfragen noch unterbringen zu können. (Ideen und neue Mitglieder willkommen) Im Gepräch wird schnell klar, mit wieviel Engagement und Liebe dieser Ort betrieben wird. Dass muss wohl auch so sein, denn hier verdient Niemand. Herr Fleischer (benannt nach seinem letzten Betreiber) dient als Ausgleich zum Job und zur Freude am Projekt. Gefühlt hatte ich eine Million Ideen, wie ich mich einbringen möchte. Eine sehr inspirierende Begegnung.
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Bei einem herrlichen Sonnenuntergang wärmen wir uns wieder auf, essen, diskutieren das Gesehene und Gehörte, vergleichen unsere Gedanken dazu….
Unser Zeitplan erweckt den Eindruck, dass wir relativ viele Pausen haben, aber in der Realität gibt es soviel zu besprechen und zu sinnieren, dass die Tage wirklich lang sind. Wir reden über RÄUMLICHKEITEN im Zusammenhang mit Projekträumen- wie ortsgebunden muss/kann ein Projektraum sein? Welche Alternativen zum <Raum> gibt es? Die Doku „Empire Me“ dient uns als Ausgangspunkt das aus künstlerischer Sicht zu besprechen.
Unsere Gruppe besteht aus einem festen Kern und Mitgliedern, die tageweise dazukommen oder fernbleiben- die Stimmung ist gut, gemeinschaftlich und der Austausch rege und offen.
Ich lerne tagsüber soviel dazu, dass ich jeden Abend mehr das Gefühl habe, weniger zu wissen.
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18h, Kerstin Karge, Vortrag+ Gespräch, Halle
Kerstin Karge nimmt uns in ihrem Vortrag mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Zurück zu den Anfängen der Projekträume in Berlin. Und zeigt deren Entwicklung. Und anhand von konkreten Zahlen auch, warum der Hype eigentlich schon wieder am Ende ist. (Ich wollte das ja nicht wahrhaben) Wir gewinnen einen Eindruck davon, welch weitgreifende Rolle Projekt- (-Frei-) räume die Stadtentwicklung beeinflussen und welche Aufgaben die Politik, bzw. die Stadt übernehmen kann und sollte, um sich diese Kultur zu erhalten. Weiterhin geht es darum, was Zusammenarbeit und Vernetzung der Projektinitiativen ausmachen und bewirken kann/muss. Kultur und Leben bringen Torismus in die Stadt- in Berlin hatte man lange Zeit das Gefühl von diesem Phänomen regelrecht überrannt zu werden, bevor alles platt saniert wurde.
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Wir kehren ein und lassen gemeinsam den Abend ausklingen.
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********Tag 3, Halle*****************************************************
Los gehts direkt im Schleifweg 6, denn dort befindet sich auch das Büro von Werkleitz. Wir treffen uns aber direkt an unserem Frühstückstisch mit dem Direktor. Ein Projekt ohne festen Raum, daher sehr interessant für unsere Projektgruppe. Bisher waren waren Werkleitz in meiner Wahrnehmung die, die bei Technikfragen und -dingen engagiert unter die studentischen Arme greifen. Dementsprechend war ich vorbereitet (gar nicht) und ungläubig darüber, was Werkleitz tatsächlich alles sind. Einerseits Initiator von wirklich komplexen großen Events (Festivals, Biennale), andererseits werden hier aber auch Stipendien vergeben, die Studenten aus dem Ausland eine freie Projektarbeit ermöglichen. Angesichts des ganz strukturierten und entspannt wirkenden Typens, der uns ruhig jede Frage beantwortet und sein Projekt vorstellt- und einen ganzen Stapel Publikationen mitgebracht hat- ich weiß nicht, wie man mit so Wenigen (das Team ist SEHR überschaubar) soviel schaffen kann.
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Freiraumgalerie, FreiImFelde, Freienfelder Str., Halle
Ebenfalls seit einigen Jahren gibt es die Freiraumgalerie in Halle. Dieses Projekt ist aus einer gnaz anderen Intension heraus entstanden. In der deutschlandweit leersten Straße in der leersten Stadt. Ein kleiner Hallenser Bezirk, der als Arbeiterwohnraum ohne Freiflächen, Spielplätze, etc. auch heute noch mit 30% Leerstand aufwarten kann. Da es von der Stadt keinerlei Pläne gab, hat sich aus disem Umstand heraus eine Gruppe Bewohner zusammengefunden, die selbst etwas zur Lebensqualität Aller beisteuern wollte. Hausbesitzer, die ihre Fassaden zur Verfügung gestellt haben, waren der Grundstein für eine neue Wiederbelebung des Stadtteils. Es gab ein Festival und daraufhin den Wunsch die Arbeit weiter zu führen. Mittlerweile gibt es einen Raum in dem für die Kinder und Jugendlichen, sowie Flüchtlinge regelmäßige Veranstaltungen stattfinden, außerdem ein eigenes Buch (1 Stadtviertel, 3 Jahre, 72 Wandbilder, 300 Seiten) und Ateliervermietungen. Aktuell wird daran gearbeitet aus diesem ehrenamtlichen Engagement feste Stellen zu schaffen.
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Burg2 Galerie, Burgstr. 2, Halle
Über die studentische „Plattform für Daneben“angemieter Raum, um den Studenten das Vorstellen ihrer Arbeiten in der Öffentlichkeit zu ermöglichen. im Zweiwochentakt gibt es i.d.R. Freitag die Eröffnung einer neuen Ausstellung- Ausschreibungen finden ein Semester vorab statt, die Koordination läuft auf Basis von Ehrenamtlichen und umfasst hauptsächlich organisatorische Aufgaben. Wir werden durch die aktuell Ausstellende im Raum begrüßt und erfahren von ihrer Istanbulreise- haben aber auch Studenten in der Gruppe, die den Raum selbst schon bespielt haben. Im Skypeinterview erfahren wir mehr über die Geschichte des Raumes.
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**************Tag 4 bzw. Tag 1 in Leipzig*****************
Ok, ich muss dazu sagen, dass ich mich schon wirklich wirklich darauf gefreut habe, die Galerien und Projekte in meiner unmittelbaren Umgebung kennen zu lernen. Die viele ehrenamtliche Leistung, die in den Projekträumen geleistet wird, ist einerseits natürlich toll und lobenswert, macht durch die dadurch praktizierten Organisationsstrukturen regelmäßige Öffnungszeiten, konkrete Ansprechpartner, etc. aber auch schwierig.
Zuständige Behörde, Kuhturmstr. 4, Leipzig
Mehrere unserer Gruppe haben schon Kontakt zur „Zuständigen Behörde“ gehabt, oder sind direkt involviert- bei molliger Ofenwärme frühstücken wir gemeinsam. Dabei erfahren wir vom ersten Projektraum des Leipziger Westens, der mittlerweile durch nur kurzzeitige Weiterverlängerungen um das baldige Aus fürchten muss. Was macht das mit der Planung, was mit der Motivation? Wir erfahren von bisherigen Projekten und Ateliers im ersten Stock, davon wie der Stadtteil bei der Gründung des Raumes aussah und was sich seitdem verändert hat. Wir diskutieren darüber, welche Vor- und Nachteile TEMPORÄRE Räume haben oder haben können.
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ADI, Georg-Schwarz-Str.
Ich konnte mir unter der Autodidaktischen Initiative nicht soviel vorstellen. Ganz kurzfristig haben wir uns dafür entschieden, dass man das eigentlich unbedingt noch ansehen muss. Sowieso gibt es vielmehr tolle Projekte, als Zeit in einer Woche.
Das Projekt, bzw. auch die Organisationsstruktur ist deshalb sehr interessant, weil versucht wird neben dem Ehrenamt Stellen zu besetzen. Das erfolgt aktuell in Form von Bundesfreiwilligendienstleistenden. In der Georg-Schwarz-Str. fügt sich die ADI unauffällig ins Straßenbild, weswegen ich wohl auch bisher auch achtlos vorbei gelaufen bin. Drinnen stoßen wir direkt auf Nutzer dieses Angebotes, die am Rechner arbeiten und lesen/schreiben. Auch während unseres Gespräches kommen immer mal wieder Leute rein. Dafür gibt es diesen Ort auch- in Gemeinschaft lernen, rausgehen, sich begegnen, in einem Austausch miteinander stehen. Sich Wissen aneignen, welches im Rahmen der Uni nicht Bestandteil ist,etc. Hier werden in der Gruppe tagepolitische Themen diskutiert, finden Sprachkurse und Lesungen und verschiedene regelmäßige AG`s statt, wird der Stadtteil mitgestaltet. Von den zwei Mädels, die uns in der Küche Rede und Antwort stehen, erhalten wir interessante Einblicke darüber, wie schwer es ist mit einem loosen, bzw. unausfornulierem Projekt ist einen passenden Raum zu finden. Und wie schwer es ist älteren Bewohnern zu erklären, was genau dort passiert. Ich kanns auch nicht so richtig in Worte fassen, obwohl ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon habe und das Projekt super finde.
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Aktuell mit Umbaumaßnahmen beschäftigt, haben wir unser Beisammensein in das Café nebenan verlegt. Auch hier gibt es einige interessante und neue Aspekte- zum Beispiel wurde die Regel festgelegt keine Malerei und Niemanden aus dem eigenen Team auszustellen- bei jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit als Künstler in einer Galerie- gar nicht so leicht nachzuvollziehen. Was ist die Motivation einen eigenen Projektraum zu gründen? Ausanhmen bestätigen die Regel. Ausserdem fährt das D21 zweigleisig- einerseits ist es so in der Lage ein Jahresprogramm heraus zu geben und dafür Projektförderung zu beantragen und andererseit gibt es das LAB, um kurzfristige Projekte realisieren zu können. Es hat mich unglaublich bereichert Jemanden zu haben, der die D21 direkt nahebringt, bisher hatte ich nur ein sehr schwammiges Bild davon.
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Lützener Str./Goetzstr.- meine direkte Nachbarschaft- ich wusste nicht, dass es hier einen Projektraum mit fast romantisch anmutender Geschichte gibt. Das Betreiben des Netzwerkes Lindenow, dem Verein zur Förderung unabhängiger Kunsträume im Leipziger Westen hat dazu geführt, dass eine Gruppe von Menschen zusammen gerarbeitet und sich letzten Endes dazu entschlossen hat, auch das gemeinsame Wohnen auszuprobieren. Als Kollektiv wurde das Haus gekauft- die Instandsetzung hat den Prioritäten verschoben und aktuell findet gefühlt eine Wiederbelebung des Raumes durch eine dafür geschaffene Kuratorenstelle statt.
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Tapetenwerk, Leipzig
Wir haben eine Führung vom Hausmeister durch das Tapetenwerk erhalten. Läden, Café, Ateliers, Co-Workingspaces, Werkstätten- Platz für Gemeinschaft- ein bisschen auch ein Gegenkonzept zur Baumwollspinnerei in Leipzig. (Dort ist momentan die Situation, dass die Preise ansteigen und es Um-und Auszüge gibt)…
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BBK , Leipzig
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Leipzig hat so schöne Ecken, ich war zwar durchgefroren und eigentlich bettreif, aber wir wollten unbedingt noch zu einem Opening und sind in der Georg-Schwarz-Str. in der Showboxx gelandet. Zum Thema „Wald“ haben die beiden Betreiber sich einiges einfallen lassen. Von vertonten Gedichten über dem Kampf durch den Wald- zur Toilette…
und von da aus direkt in die Fischbar- am Kamin mit Bier und Pommes.
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********************letzter Tag, Leipzig****************************
Autsch. Kater.
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10h, Content f(x), HGB Innenhof, Leipzig
Ok, ich dachte schon, ich würde mich verpäten- 4 Stunden Schlaf nach gestern- aber ich liege vergleichsweise ganz gut in der Zeit. Auf einem Container steht ein kleines Gewächshaus als Aufbau. „Ministerium“ verkündet ein Schild. Die Wände sind undurchsichtig. Helge und Kai laden uns in die aktuelle Ausstellung ein- eine Installation bei der man sich zu dieser Jahreszeit kalte Füße holt. Ich fand es beklemmend in einem abgedunkeltem Container zu sitzen und dem zu lauschen, was der Kopfhörer preis gibt, war aber total überrascht, wie unterschiedlich auch hier wahrgenommen wurde.
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11:15H KV, Leipzig
Wir treffen uns mit Kilian und sitzen in der Kolonnadenstr. 6. Im Stuhlkreis finden wir uns zusammen. Ein Kunstverein aus einem Bürgerbegehren heraus. Im Ehrenamt geführt. Weil eine Stadt so etwas braucht. Weil es die Möglichkeit eines Zusammentreffens und sich gegenseitig austauschen und unterstützen bietet. Weil man das Ganze auch im historischen Kontext sehen können muss.
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12:15h, Charlotte 13, Leipzig
In Paris, Berlin, in DEN Städten der Welt unterwegs… von da aus nach Leipzig in die Charlottenstr. 13, ein bisschen versteckter im Stadtteil Reudnitz. „Kauft Euch die Häuser, wenn ihr wollt, dass die Projekträume haben!“ Als geöffnetes Atelier werden hier Lesungen und Ausstellungen monatlich abwechselnd präsentiert. Als ein Angebot zu gegebenden Bedingungen versteht sich das. Die Ausstellenden sind handverlesen und persönlich eingeladen, es geht weitesgehend um Papier als Grundlage der Exponate. Eingeladen werden Leute, die das allerdings nicht als hauptsächlich verwenden. Aktuell sind das bspw. Zeichnungen eines Medienkünstlers, aber auch ein Videobeitrag. Sehr umfassend und würdigend aufbereitet. Alles im Alleingang und -wie sich im Gespräch herausstellt- nicht durch sich selbst getragen, sondern mit Privatgeld finanziert.
Auch das geht. Ich denke über das Verhältnis von Freiheit <> Freizeit nach. Die Frage stellt sich mir zwangsläufig, weil man in der Gruppe natürlich auch mal ausfallen oder sich zurücklehnen und Aufgaben abgeben kann.
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Bistro 21, Leipzig
Ein Raum für zeitgenössische Kunst. Die beiden Betreiber haben sich nach Abschluss ihres Studium auf die Suche nach einem Raum begeben und sind nahe der Eisenbahnstr. fündig geworden. Der Raum hebt sich aus der bunt plakatierten Straße durch die Beleuchtung und die weißen Wände ab. Mit einer Mischung aus unglaublich trockendem Humor und einem hohen Anspruch an ihr eigenes (Dazu-)Tun, erläutern die Zwei uns ihren Raum.Wir sind vor Lachen fast erstickt- die Beiden funktionieren so super miteinander, obwohl man den Eindruck bekommen könnte, dass sie in fast Allem unterschiedlicher Meinung sind. Am Wochenende ist der Raum für Besucher geöffnet- unter der Woche wird im Atelier an den eigenen Sachen gearbeitet. Supersympatisch.
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Krudebude, Leipzig
Die Krudebude wird mittlerweile als Verein betrieben und soll Raum für jegliche Projektideen bieten. Dafür wurden verschiedene Formate gefunden die 3-Raumwohnung im 1.Stock zu bespielen. Mit einer Idee kann man sich bewerben und bekommt bestenfalls Unterstützung bei der Umsetzung. Hier setzt man sich für eine nachhaltige kulturelle Wiederbelebung des Stadtteils ein und stellt Projekte, die in diesem Rahmen initiiert wurden auch in diesem Off-Space aus. Ich mochte den Aspekt der Vernetzung, im Rahmen dessen wurden wir auf verschiedene Veranstaltungen hingewiesen:
askhelmut.com –> Leipzig
Monatsblatt
Freiraumfestival
Ostlichter
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Raum Weisz, Leipzig
Unsere letzte Station. Wir kommen gerade rechtzeitig, um den ausstellenden Fotografen anzutreffen und sind im Anschluss im Gespräch mit dem Betreiber. Dieser Raum wurde als 5-Jahresprojekt neben dem Studium gestartet- zu einer Zeit, zu der die Mieten in dieser Ecke der Stadt noch sehr günstig waren. Die fünf Jahre sind bald rum, das Studium zu Ende- wie gehts weiter, was kommt dann, fragen wir uns. Wer weiß das schon. Hier wurden und werden seitdem von Fotografie bis Keramik die unterschiedlichsten Dinge gezeigt und vorgestellt.
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****************Mein Fazit*****************************
Für mich war vorab eigentlich sehr klar, was einen Projektraum ausmacht. Auch wenn ich das für mich nicht unbedingt in Worte gefasst habe. Der Grund meiner Teilnahme hat vielmehr darauf abgezielt ein Gesicht zu den jeweiligen Räumen meiner direkten Nachbarschaft zu bekommen. Ich war eher aufgeregt, wie das mit dem Pendeln oder in Halle schlafen funktionieren soll. Und ob sich noch Irgendjemand angemeldet hat, den ich kenne.
Unsere Gruppe hat gut miteinander funktioniert, obwohl wir uns größtenteils untereinander nicht näher kannten. Sicher hat das auch mit unserer gut eingespielten“Chefetage“ Stefan+ Julia zu tun. Die Beiden haben die Woche zwar sehr straff durchstrukturiert, aber immer wieder Platz für Pausen eingeplant (auch wenn die am Ende eher dem Austausch untereinander als der Erholung gedient haben) Im Anschluss gab es Raum für gemeinsame Aktivitäten. Sowas dient ja auch immer der Teambildung, ne?!
Die Projekträume wurden uns von ganz unterschiedlichen Menschen mit diversen Beweggründen vorgestellt- was Fragen aufgeworfen hat. Dabei ging es nicht so sehr darum sich auf Antworten zu einigen, sondern vielleicht für sich selbst eine Position zu finden. Oder offener zu werden. Oder sich zu hinterfragen. Oder so. Mein Kopf war spätestens am Mittwoch randvoll. Wetterbedingt (wir haben ständig gefroren) war die Woche sehr anstrengend. Und die Tage lang. Begeleitend zur Tour gab es ein Dutzend Bücher zum Thema- ich hab aber nicht die Zeit und Kraft gefunden abends noch zu lesen. Oder tiefer gehend zu reflektieren.
Was macht einen Projektraum dazu? Darf ein Projektraum auch eine Galerie sein? Wie ortsgebunden darf oder muss eine Projektraum sein? Kann ein Projektraum allein betrieben werden? Wie groß und komplex kann ein Projektraum sein? Darf/Muss er temporär sein? …
Mein Kopf ist voll.
Was hat mir diese Woche gebracht? Was steht unter`m Strich?
Ich hatte eine unglaublich gute Zeit. Ich habe Leute gesehen und gehört, die gemeinsam unglaublich tolle Dinge gestalten und dadurch etwas bewegen und auslösen können. Ich bin total motiviert (und totmüde) ins Wochenende gegangen. Ich habe einen tollen Austausch innerhalb der Gruppe erlebt und das Ziel Diesen weiter zu führen. Ich habe schon erste Projekte+Räume miteinander verknüpft (Jetzt weiß man ja, an wen man sich wenden kann). Ich habe neue Ecken in beiden Städten kennengelernt. Ein Projektraum kann auch eine Wand, eine Tafel oder eine Kreuzung sein- in diesem Sinne möchte ich weiter daran arbeiten die (Mode-)designer in Leipzig zu vernetzen. Vernetzung ist alles!!! Projekträume können auch aus ganz kleinen Ideen oder aus einem Bedürfnis heraus entstehen. Projekträume sind ein Fulltimejob und ein wichtiger Beitrag zur Lebensqualität einer Stadt. Sie können maßgeblich ihre Umgebung beeinflussen.
Supercool Was sind eigentlich die Räume, die ich bespielen kann? Die Frage hat total tolle Ansätze und Möglichkeiten ergeben. Außerdem haben meine Nachbarn und deren Freunde durch einen glücklichen Umstand gerade einen Raum gegründet- ich kann so ein Projekt jetzt von Anfang an mitverfolgen und schon gesehenes einbringen.
Schade ist es, dass man in einer Woche nicht genug Zeit findet zu reflektieren und aufzuarbeiten. Ich habe Fotos und Notizen geschrieben, die ich – immer mal wieder hier nachtragen werde. Wir haben unglaublich viel in Gesprächen zusammen getragen und Anregungen von den jeweiligen Projekten bekommen- eigentlich sollte man diese „Sammlung“ auch nach außen tragen. Ich habe mit der Verlinkung in diesen Beiträgen versucht einen Anfang zu machen.
Weiterführend: